Die Folgen des Ersten Weltkrieges und vor allem die Hyperinflation Anfang der 1920er Jahre führte viele Menschen in die Perspektivlosigkeit. Viele wanderten in die Vereinigten Staaten aus. So auch die 1898 in Gefrees geborene Anna Hinterkausen. Anna suchte 1923 ihr Glück in Ridgewood (Brooklyn, NY), wo sie 1933 den ebenfalls aus Deutschland stammenden Wilhelm Friedrich Runte heiratete und mit ihm zwei Kinder hatte, Eleonor und Edward. Die Familie lebte später in Richmond Hill (Queens, NY), einem Viertel mit überwiegend deutschsprachigen Einwanderern. Anna vermisste ihre Heimat und ihre Familie, weshalb sie Gefrees immer wieder besuchte.
1938 kam sie zusammen mit ihrer Familie nach Gefrees, um Mutter Katharina zu überzeugen, sich ihr anzuschließen. Da diese aber die Gefreeser Heimat nicht verlassen wollte, kehrte Anna auf dem letzten Passagierschiff aus Hamburg vor Kriegsbeginn in die USA zurück. Anna Hinterkausen war Ende der 1960er Jahre das letzte Mal in ihrem Geburtsort, sie starb 1972 in Ridgewood. Der Kontakt zum Familienzweig aus dem Fichtelgebirge schlief ein und geriet schließlich in Vergessenheit.
Fast 100 Jahre nach Annas Auswanderung sucht die Familie Runte nun nach den Wurzeln ihrer Ahnen. Gordon Runte, Enkel von Anna Hinterkausen, wandte sich dazu hilfesuchend an das Historische Forum. Der Verein konnte weiterhelfen und stellte u.a. auch den Kontakt mit dem noch immer in Gefrees und Grünstein ansässigen Familienzweig her.
Am 3. Juli war es schließlich soweit, Gordon Runte kam mit seinen Sohn Conrad aus Amerika um zusammen mit dem Historischen Forum den Geburtsort seiner Großmutter zu erkunden. Auch ein Treffen mit der hiesigen Verwandtschaft stand an. Dieser war dann doch sehr emotional, denn man kannte sich bis dahin nicht. Karl-Heinz Hinterkausen hatte selbst schon Ahnenforschung betrieben und konnte daher viele interessante Details zur Familiengeschichte erläutern. Er hatte außerdem alte Fotos der Familie dabei, die er sich von Karin Fischer borgte, einer Enkelin von Annas Schwester Gretel Gradel. Sie hatte sogar Bilder vom gemeinsamen Ahnen Wilhelm Carl, dem ersten in Gefrees ansässigen Hinterkausen (*1865 +1915).
Nun, 100 Jahre nachdem Anna ihren Geburtsort verließ, wollen die Familien in Kontakt bleiben. Gordon Runte gefällt die alte Heimat seiner Großmutter. Er möchte nächstes Jahr wieder kommen, dann aber während des Gefreeser Wiesenfestes. Es sind herrliche Geschichten wie diese, die das Leben schreibt und das Historische Forum ist stolz darauf, dass es seinen Teil dazu beitragen konnte. Für nächstes Jahr ist anlässlich des 100. Jahrestages der Auswanderung von Anna Hinterkausen eine Sonderausgabe der „Kurzgeschichten“ geplant.
Die Fotos zeigen Gordon und Conrad Runte bei ihrem Rundgang mit dem Historischen Forum durch die Stadt und beim Familientreffen mit Karl-Heinz und Willi Hinterkausen mit dem Portrait ihres gemeinsamen Vorfahren Wilhelm Carl.